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Alles drin, alles dran
Die deutschen Kombinierer erhalten erstmals einen Truck für ihre Wachser. Unterstützung aus dem Allgäu macht den Erwerb möglich. Jetzt geht’s optimistisch zur WM
Im Kampf um WM-Medaillen geben die Nordischen Kombinierer mächtig Gas – und zwar mit einem eigenen „Wachs-Truck“. Mit großen Augen inspizierte Olympiasieger Eric Frenzel (26) mit seinen Teamkollegen in Oberstdorf in der Erdinger Arena Ried das neue Gefährt, das Platz für die vier Techniker und den größten Teil des Materials bietet. Zum Beispiel für knapp 200 Paar Langlauf-Skier sowie Werkbänke, Wachseisen oder etwa 150 Sprays und Pulverdosen, die zur Präparierung der Skier verwendet werden. „Da ist wirklich alles drin und alles dran“, waren sich alle einig. Ermöglicht wurde die Finanzierung durch das Sponsoring von „Das Handwerk“. Als kleines Dankeschön übergaben die Stars eine eingerahmte Startnummer mit ihren Unterschriften an Hans-Peter Rauch aus Waltenhofen, Präsident der schwäbischen Handwerksammer.
Der Truck, dessen Leasing für vier Jahre einen sechsstelligen Betrag kostet, könnte Gold wert sein. Mit dem sechs Tonnen schweren und ausklappbaren Fahrzeug machen sich die Serviceleute auf den Weg zur nordischen Ski-WM (18. Februar bis 1. März) in Falun/Schweden. Ab sofort sind sie nicht mehr auf zugige Container angewiesen, die von Veranstaltern gestellt werden, sondern reisen mit ihrer mobilen und modernen Werkstatt an. „Für uns ist das eine große Erleichterung. Wir laden einmal alles ein und haben alles griffbereit“, freute sich Chef-Techniker Ralph Schmitt (48). Der Truck sei im internationalen Vergleich der Kombinierer spitze. Und genau dahin soll die Reise auch sportlich gehen. Drei Medaillen in vier Wettbewerben ist das ehrgeizige Ziel, das Bundestrainer Hermann Weinbuch beim Pressetermin des Deutschen Skiverbandes bekanntgab.
Frenzel kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Nicht nur als Top-Favorit für die Einzelentscheidungen auf der Groß- und Normalschanze, sondern auch als feste Größe im Team. „An ihm können sich die anderen orientieren“, sagte Weinbuch und meinte damit auch den Allgäuer Johannes Rydzek (SC Oberstdorf). Der 23-Jährige befindet sich beim Heim-Training in der Erdinger Arena in guter Form: „Jetzt will ich das Erarbeitete umsetzen“, sagte er. Doch das funktioniert nur in enger Abstimmung mit den Serviceleuten. „Wenn der Materialfaktor nicht stimmt, kann man nicht gewinnen“, brachte es Horst Hüttel, sportlicher Leiter der Skispringer und Kombinierer, auf den Punkt. Die Arbeit der Serviceleute kann also nicht hoch genug eingeschätzt werden. „Das Handwerk holt die Kohlen aus dem Feuer. Das ist in der deutschen Wirtschaft genauso wie bei den Kombinierern“, sagte Rauch schmunzelnd.
Der Metzgermeister zog noch einen weiteren Vergleich: „Wir sprechen immer von dualer Ausbildung. Die Kombinierer haben sie bereits“, sagte er. Ähnlich wie Auszubildende parallel in Schule und Betrieb Leistung erbringen, sind die Kombinierer als Skispringer und Langläufer sportlich doppelt gefordert. Dass dabei zudem eine Menge Teamgeist nötig ist, betonte Techniker Schmidt, der selbst Dachdeckermeister ist. „Wir reden offen darüber, wenn es nicht so läuft. Das stehen wir zusammen durch.“ Und was wünscht sich der „Chef-Wachser“ für Falun? „Wenig Schlaf“, meinte Schmidt – und fügte als Erklärung dazu: „Denn dann durften wir öfter feiern.“
Mit freundlicher Genehmigung des Allgäuer Zeitungsverlags